Wie funktioniert der ewige Kalender?
Zeit ist vergänglich, auch die eines jeden Uhrenliebhabers. Oder sollte ich besser sagen, besonders die eines jeden Uhrenliebhabers. Denn mit jedem Blick auf die präzise Automatikuhr erinnert der Sekundenzeiger stets daran, dass die Zeit unaufhaltsam und somit vergänglich ist.
Dennoch gibt es eine Möglichkeit, ein Stück Unendlichkeit an seinem Handgelenk zu tragen: Der ewige Kalender.
Der ewige Kalender ist eine Funktion, die es mechanischen Uhren ermöglicht, das Datum automatisch anzuzeigen einschließlich Schaltjahren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kalendern, die manuell angepasst werden müssen, können ewige Kalender die Anzahl der Tage im Monat und im Februar in Schaltjahren automatisch berechnen.
Der ewige Kalender – ein Aushängeschild der Uhrmacherkunst
Was ist der ewige Kalender?
Der ewige Kalender gehört zu der großen Komplikationen in der Uhrenwelt. Er macht es möglich, dass Datum in einem beliebigen Jahr richtig abzulesen.
Die Komplikation erkennt dabei von selbst, wie viele Tage jeder Monat hat, um welchen Wochentag es sich handelt und ob gerade ein Schaltjahr ist oder nicht, sodass der Träger immer das richtige Datum angezeigt bekommt, ohne dass dieser selbst etwas nachjustieren muss.
Zu bekannten ewigen Kalendern zählen beispielsweise der Da Vinci Perpetual Calender von IWC sowie der Royal Oak Perpetual Calendar von Audemars Piguet, aber vor allem die Grand Complications von Patek Philippe, der Vater des ewigen Kalenders. Doch auch viele weitere bekannte Namen wie Vacheron Constantin oder A. Lange und Söhne wagen sich an den komplexen Kalender.
Der Luxusuhrenhersteller Rolex verbaut allerdings keine ewigen Kalender. Die Rolex Sky-Dweller, welche 2012 vorgestellt wurde, verfügt über einen Jahreskalender, der dem ewigen Kalender zwar ähnelt, ihm aber bei weiten nicht das Wasser reichen kann.
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Die Merkmale der Komplikation
Du erkennst den ewigen Kalender daran, dass auf dem Zifferblatt sowohl das aktuelle Datum als auch der Wochentag, der Monat und das Jahr angezeigt wird.
Meistens werden diese Daten mithilfe kleineren Hilfszifferblättern dargestellt. Die Darstellung der Information variiert allerdings bei den verschiedenen Modellen. Nicht selten werden ewige Kalender auch mit anderen Komplikationen kombiniert. Diese spezielle Zusammensetzung löst jeder Hersteller individuell.
Die Grenzen der Komplikation – 100 Jahre Unendlichkeit
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein ewiger Kalender keine hundertprozentige Genauigkeit garantieren kann. Die meisten Uhren mit dieser Funktion können bis zum Jahr 2100 korrekt arbeiten. Danach kann es zu Abweichungen kommen.
Denn innerhalb von vierhundert Jahren fallen genau drei Schalttage aus. Das bedeutet, dass 2100, 2200 und 2300 ein Tag wegfällt, obwohl in diesen Jahren logischerweise Schalttag sein müsste. Dabei handelt es sich um sogenannte Säkularjahre.
Es gibt allerdings vereinzelt Werke, die selbst dies berücksichtigen können.
Wie funktioniert der ewige Kalender
Die meisten ewigen Kalender nutzen eine komplexe Mechanik, die aus einer Vielzahl von Zahnrädern, Hebeln und Federn besteht.
Dabei haben die verschiedenen Hersteller, welche in der Lage sind, die äußerst anspruchsvolle Komplikation zu meistern, auch unterschiedliche Mechanismen entwickelt.
Im Wesentlichen lässt sich die Technik dahinter folgendermaßen erklären.
Das wichtigste Bauteil ist dabei das Programmrad. Dieses dreht sich innerhalb von 4 Jahren exakt einmal um die eigene Achse. Die 48 Einkerbungen, die das Zahnrad besitzt, sind äquivalent zu den 48 Monaten in einem Vierjahreszyklus. Die Tiefe der Aussparungen ausschlaggebend. Denn es gilt, je tiefer eine Aussparung ist, desto früher schält das Zahnrad auf den Folgemonat um. Logischerweise müssen die vier Februar Monate die tiefsten Aussparungen haben, da sie die kürzesten Monate sind. Eine Ausprägung muss minimal höher sein, weil sie zum Februar im Schaltjahr mit 29 Tagen gehört.
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Die Geschichte des ewigen Kalenders
Erstmals wurde diese Funktion 1764 von Uhrmacher Thomas Mudge in einer Taschenuhr angefertigt.
Über einhundertsechzig Jahre später griff Patek Philippe diesen Gedanken wieder auf und stellte 1925 die erste Armbanduhr mit ewigem Kalender vor.
Die Luxusuhrenmanufaktur aus Genf spielte bei der Entwicklung des ewigen Kalenders eine Vorreiterrolle. Dieselbe brachte nämlich 1941 die erste Armbanduhr mit Chronographen und ewigem Kalender auf den Markt. Mittlerweile sind die Grand Complications von Patek, die gleich mehrere große Komplikationen kombinieren, berühmt in der Uhrenwelt.
Tatsächlich war es auch wieder Patek Philippe, die zwanzig Jahre später den ersten ewigen Kalender in einer Automatikuhr vorstellten. Heutzutage zählt der ewige Kalender bei Automatikuhren vor allem in Kombination mit weiterer Komplikation zur Königsdisziplin in der Uhrmacherei.
Was beim ewigen Kalender zu beachten ist
Lohnt sich der Kauf eines ewigen Kalenders?
Wenn du dir jetzt die Frage stellst, ob es sich lohnt, einen ewigen Kalender zu kaufen. Ist die Antwort, dass dies ganz von Dir abhängt. Gewiss ist es praktisch, einen Zeitmesser zu haben, der einem garantiert immer das richtige Datum anzeigt. Aber allein wegen der Funktionalität lohnt es sich nicht, horrende Summen für eine solche Uhr auf den Tisch zu legen. Zumal auf jedem Smartphone diese Informationen ohnehin jederzeit abrufbar sind.
Das faszinierende bei der Komplikation ist die herausragende Handwerkskunst dahinter. Wenn du dich dafür faszinieren kannst und dich der Gedanke reizt, ein zeitloses Kunstwerk der Uhrmacherei an dir zu tragen, dann solltest du einen Kauf durchaus in Erwägung ziehen.
Selbstverständlich variieren die Preise je nach Hersteller und Modell. Die günstigsten Modelle gehen im oberen vierstelligen Bereich auf dem Gebrauchtmarkt los. Die Grenze nach oben ist offen.
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Wie stellt man einen ewigen Kalender ein?
Am empfehlenswertesten ist es tatsächlich, seinen ewigen Kalender gar nicht einzustellen, indem man die Uhr entweder täglich trägt oder diese in einem Uhrenbeweger lagert.
Sollte das Werk doch einmal stehen bleiben, gibt es ein paar wichtige Punkte zu beachten, um das empfindliche Uhrwerk nicht zu beschädigen.
Es bringt nichts, die Uhr einfach auf das passende Datum zu stellen, da in diesem Fall Wochentag und Monat nicht übereinstimmen. Beim ewigen Kalender hat jedes Datum eine individuelle Stellung im Uhrwerk. Was bedeutet, dass die Zeit, die die Uhr nicht gelaufen ist, Monat für Monat Tag für Tag im Schnelldurchlauf nachempfunden werden muss.
Dabei gilt es wie auch bei anderen mechanischen Uhren, die Finger von der Drehkrone zwischen 23 Uhr und 1 Uhr zu lassen, da zu dieser Zeit verschiedene Gewerke im Eingriff mietender sind. Wer trotzdem nicht widerstehen kann, riskiert gravierende Schäden an seiner Armbanduhr.
Wenn man das Datum jedoch zu weit nach vorne geschaltet hat, sollte man es auf keinen Fall wieder zurückschalten. Auch das kann verheerende Schäden am sensiblen Uhrwerk verursachen. Stattdessen empfiehlt es sich, in solch einem Fall, die Gangreserve auslaufen zu lassen und abzuwarten, bis die Zeit wieder synchron mit dem Datum der Uhr ist.
Fazit
Schließlich ist der ewige Kalender eine der kompliziertesten und faszinierendsten Komplikationen in der Uhrenwelt. Die Genfer Luxusuhrenschmiede Patek Philippe prägte die Entwicklung des ewigen Kalenders maßgeblich und ist sozusagen sein Vater.
Auch wenn die exakte Ewigkeit oftmals nur 100 Jahre andauert, ist die raffinierte Handwerkskunst dahinter außerordentlich bemerkenswert. Der ewige Kalender macht es somit zahlreichen Generationen möglich, das Datum von ein und derselben Uhr abzulesen.
Eins steht fest. Wenn man sich dazu entscheidet, einen ewigen Kalender zu kaufen und zu tragen, wird man zu seinen Lebzeiten nie wieder das Datum vergessen.
Quelle Titelbild: IWC
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Q&A
Was ist ein ewiger Kalender?
Der ewige Kalender ist eine Komplikation, die es ermöglicht, immer das aktuelle Datum, den Wochentag, den Monat und das Jahr anzuzeigen.
Wie funktioniert der ewige Kalender?
Ein speziell entwickeltes Programmrad, macht es möglich, dass zwischen längeren und kürzeren Monaten sowie Schaltjahren unterschieden werden kann.
Läuft der ewige Kalender wirklich ewig?
Ja und nein. Die meisten Modelle bis auf ein paar Ausnahmen müssen alle hundert Jahre nachjustiert werden.
Was muss ich beim Einstellen des ewigen Kalenders beachten?
Stelle die Uhr niemals rückwärts und auf keinen Fall zwischen 23 Uhr und 1 Uhr.
Über den Autor
Alexander Weinberger
Für mich ist das Faszinierendste an Uhren das Zusammenspiel aus präzisem Handwerk und künstlerischer Entfaltung. Hunderte kleine Teile müssen bei einem Uhrwerk exakt so zusammengesetzt werden, dass sie ein großes Ganzes ergeben.