Die kuriosesten Uhren von Franck Muller, Zeit unkonventionell
Wieso sollte ich mir eine Luxusuhr kaufen? Ich kann doch die Zeit einfach von meinem Mobiltelefon ablesen.
Wenn das deine Einstellung ist, muss ich dich leider enttäuschen, denn dieser Artikel ist nichts für dich. Ich kann dir stattdessen einen Beitrag empfehlen der sich mit der Unsinnigkeit von Uhrenfeatures beschäftigt oder ein Video von Faultier-Babys in einem Eimer.
Wenn du jetzt noch dabei bist kannst du dich freuen, ich stelle dir hier gleich drei Uhren vor, die sich eher unkonventionell mit der Zeit befassen. Sie sind so kurios, dass sie zu den Uhren gehören die du einfach kennen musst.
Wieso muss die Zeit auf analogen Uhren immer gleich dargestellt werden?
Muss sie nicht. Zum Beispiel hat Franck Muller drei Uhren im Sortiment, die sich aktiv und hervorragend gegen dieses Stigma wehren. Die Crazy Hours zeigt stehts die Zeit, allerdings sind die Zahlen nicht da wo man sie vermutet. Die Remember von Franck Muller behält die originale Reihenfolge der Zahlen, dreht sie allerdings so um, dass die Uhr Rückwärts läuft. Ausserdem wäre da die Secret Hours, die die Zeit nur dann anzeigt, wenn der Träger sich das wünscht.
Ist dein Uhrenwissen up to Date?
Hier ist unsere Liste mit Uhren, die du unbedingt kennen musst!
Wetten du wirst darauf eine Uhr finden, die du noch nie gesehen hast.
Franck Muller – Meister der Komplikation
Vorab ein kurzer Exkurs zur Uhrenmanufaktur Franck Muller.
Gegründet wurde das Schweizer Uhrenunternehmen im Jahr 1992 von, wer hätte das gedacht, Franck Muller, zusammen mit dem Juwelier Vartan Sirmakes.
Bereits die Erste Uhr, die bereits im Jahr 1983 präsentiert wurde war ein riesiger Erfolg. Es gelang den beiden Gründern auf anhin, eine Marktlücke für hochwertige, einzigartige Sammler-Uhren zu füllen. Seit da hat es sich Franck Miller zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr eine Weltprämiere zu präsentieren.
Frank Muller Genève bleibt ihren Wurzeln treu, denn die Entwicklung, das Design und die Mehrheit der Produktion findet nach wie vor in Genf, genauer in Franck Mullers «Watchland» in Genthod, im Kanton Genf statt. Teile der Produktion, z.B. die Herstellung der Ziffernblätter, findet in einer Zweigstelle der Franck Muller Group in Le Locle statt.
Fun Fact: In Le Locle sind auch andere Schweizer Urgesteine, wie Tissot und Zenith beheimatet.
Bis heute bleibt Franck Muller eine der wenigen Uhrmanufakturen, die die Produktion von A bis Z im eigenen Hause organisiert. Wie bereits angesprochen findet das meiste im «Watchland» statt.
Das Watchland ist ein 1905 erbautes Herrenhaus, dass nach einer Renovation zum Hauptsitz der Franck Muller Group wurde. Es gibt wohl keine Uhrenmanufaktur mit so einer wohltuenden Ästhetik. Von den terrassierten Gärten, für die diese Region berühmt ist, kann man den glitzernden Lac Leman und, an schönen Tagen, den imposanten Mont Blanc bewundern.
Diese poetische, ruhige Umgebung, so Franck Muller, helfe ihm bei der Findung seiner Ideen und der Verwirklichung seiner Vorstellungen. Ob das sein einziges Erfolgsgeheimnis ist verrät er nicht, stattdessen lässt er seine Werke für sich sprechen. Meine drei Favoriten daraus stelle ich dir jetzt vor.
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Die Franck Muller Crazy Hours – Wieso müssen Uhren einen Sinn ergeben?
Wir beginnen direkt mit einem Kracher; Die Crazy Hours.
Mit Abstand die Uhr der Genfer Firma, die am meisten Wellen schlug.
Auf den ersten Blick eine normale Armbanduhr, im Branchenvergleich womöglich etwas klobig aber für Franck Muller keine Besonderheit. Bis man auf das Ziffernblatt einen zweiten Blick wirft und nach ungläubigen Augenreiben die Zahlen immer noch aussehen, als wären sie wild auf die Uhr geworfen worden.
Ja, du hast richtig gesehen. Die Indizes dieser Uhr, in klassisch, arabischen Lettern, befinden sich weder da wo man sie vermutet, noch sind sie in einer Reihenfolge die irgendwie sinn ergeben würde.
Frank Müller stellt damit auf eine selbstironisch, kunstvolle Art und Weise die festgelegten Normen in Frage, an denen wir uns als Gesellschaft willenlos richten. Zitat Franck Muller: «Es ist ein Statement, dass du tun kannst, was du willst, wann immer du willst»
Wie lese ich die Crazy Hours?
Aber wie liest man die Uhr denn jetzt genau?
Im Grunde ist es nicht so schwer. Der Minutenzeiger funktioniert genau wie bei jeder anderen analogen Uhr auch. Er bewegt sich im Uhrzeigersinn, in sechzig Minuten einmal um die eigene Achse. Dabei bewegt sich, wie bei anderen Jumping-Hour-Uhren der Stundenzeiger, sobald der Minutenzeiger die 59. Minute vollendet hat.
Der grosse und wesentliche Unterschied ist, dass sich der Stundenzeiger nicht um eines weiterbewegt, sondern in einem Sekundenbruchteil zur korrekten nächsten Zahl springt. Um das noch etwas besser zu veranschaulichen habe ich hier für dich ein Video, dass genau diesen Moment zeigt.
Um die Frage zu beantworten; du liest die Uhr, indem du vom Stundenzeiger die angezeigte Zahl nimmst und vom Minutenzeiger die übliche Angabe.
Die Technik
Wie ist das denn technisch möglich?
Bevor ich diese Frage beantworte: Spoilerwarnung!
Wenn du dir die Magie dieser fantastisch cleveren Uhr nicht durch eine halbgare technische Erklärung vermiesen lassen willst kann ich dich voll verstehen. (Ich habe es aus versehen heraus gefunden, ich wollte das auch nicht) Drücke hier auf diesen Link und du kommst direkt zu meinem Resümee von dieser Uhr.
Für alle, die noch dabei sind gehen wir der Technik nun auf den Grund. Dabei muss man beachten, dass Franck Muller nie publiziert hat, wie genau die Uhr technisch funktioniert, aber ich gebe dir hier meine Vermutung.
Wenn man sich die Stunden-Indizes genau anschaut fällt auf, dass sie dennoch nach einer gewissen Logik angeordnet sind. Nämlich sind zwischen zwei Zahlen immer vier weitere. Also zwischen der Zahl 8 und der Zahl 9 befinden sich 4 andere Zahlen, zwischen 9 und 10 ebenfalls, und so weiter.
Entsprechend, und hier kommt meine Vermutung, hat Franck Muller, nachdem er bereits bei anderen Uhren ein «Jumping Hour» System verbaut hat, dieses erneut verwendet und ein Zahnrädchen so angepasst, dass der Sprung um soviel Grad angepasst wurde, um direkt fünf Zeichen weiter zu springen, statt nur eines.
Aber der Reihe nach.
Ein Jumping Hour System ist ein Mechanismus, der den Stundenzeiger für 59min und 59sek an einer stelle hält und dann direkt an den nächsten Punkt springen lässt. Franck Muller stellte bereits im Jahr 1986 eine Uhr vor die diese Funktion in Kombination mit einem Tourbillon vorweist. (Falls es dich interessiert, wie ein Tourbillon funktioniert habe ich dir hier einen Artikel dazu verlinkt.)
Hat man diese Funktion erst einmal entwickelt ist es so einfach wie genial, das Zahnrad, das für die Distanz beim Sprung zuständig ist, so umzubauen, dass der Stundenzeiger weiter springt. Nämlich ist die Distanz keine 30° sondern eine von 150° im Uhrzeigersinn.
Schon hast du ein verspieltes Uhrwerk, dass in Kombination mit dem Ziffernblatt, dass von unendlich vielen, unendlich grossen Zahlen geschmückt ist, für eine herrliche Verwirrung sorgt.
Crazy Hours – Resümee
Ich bin ein Fan.
Ab dem Zeitpunkt, an dem ich das erste Mal die Crazy Hours in echt im Schaufenster eines Bucherer Uhrengeschäfts gesehen habe, hat mich dieser Zeitzeiger in seinen Bann gezogen. Das Zusammenspiel aus der vornehmen Eleganz des Gehäuses und des, für Franck Muller typischen, schwungvollen Fonts der Zahlen. Dass im absoluten Kontrast zu den ausgefallenen, deplatzierten Indizes steht. Die wiederum durch den sekundenschnellen Mechanismus wieder sinnvoll eingebunden werden…
Ich könnte noch ewig weiter Lobeshymnen an diese Uhr widmen, auf die verschiedenen Farbschemen, die zur Auswahl stehen, bin ich zum Beispiel noch gar nicht eingegangen. Stattdessen komme ich gleich zur nächsten verblüffenden Uhr von Franck Muller, nicht aber ohne noch einen Fun Fact loszuwerden: Auf der 12-Uhr Position befindet sich immer die Zahl 8 und das kommt nicht von ungefähr. Im Chinesischen Raum steht die 8 für Glück und ist somit eine optimistisches Symbol für den Individualisten, der die Uhr trägt.
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Remember – Wer bestimmt eigentlich den Uhrzeigersinn?
Weiter geht’s (ein bisschen) geordneter.
Die nächste Franck Muller, die ich vorstellen möchte, stellt nichts geringeres, als die Regeln der Physik als gesamtes in Frage.
Nämlich bewegen sich der Stunden-, Minuten- und der Sekundenzeiger rückwärts. Passend dazu wurde natürlich auch das Ziffernblatt entsprechend angepasst.
Genau die Uhr zeigt die Zeit zu jedem Zeitpunkt perfekt an, nur halt im Gegenuhrzeigersinn. Was uns direkt zur tiefergründigen Frage im Titel bringt:
Wer bestimmt eigentlich den Uhrzeigersinn? Und, folgerichtig, wieso nennen wir die Richtung, die Franck Muller hier eingeschlagen hat, verkehrt?
Historisch haben sich die Uhren immer gleich bewegt. Von 1 bis 12 und von rechts oben nach unten, nach links, nach oben und zurück. Das kommt von einer der ersten Zeitanzeiger, die es je gab, nämlich den Sonnenuhren. Auf Sonnenuhren verlief der Zeiger, also der Schatten immer von der Mitte rechts, unten durch bis Mitte links. Wichtig: Das entspricht nur der Wahrheit in der nordischen Hemisphäre, da sich aber die gesamte Uhren-Geschichte in der selben Hälfte des Globus abspielte gilt das einfach.
Franck Muller möchte mit der Remember die Träger dazu anhalten sich Zeit zu nehmen, als könnte man, da die Uhr sich rückwärts bewegt, die schönsten Momente bis in die Unendlichkeit herauszögern. Ein poetischer Ansatz, der später in diesem Artikel noch einmal eine Rolle spielen wird.
Wie man die Uhr zu lesen hat ist schnell erklärt:
Genau so, wie man eine gewöhnliche analoge Uhr lesen würde. Der Stundenzeiger zeigt die Stunde an, der Minutenzeiger… Du weisst was ich meine.
Zur Veranschaulichung, zeige ich dir natürlich auch zu dieser Uhr gerne ein kurzes Video:
Die Technik
Auch hier zeige ich dir gerne wie das technisch umzusetzen wäre, aber zuerst:
Spoilerwarnung!!
Über diese Verlinkung gelangst du gleich zu meinem Resümee der Uhr.
Hier habe ich zwei verschiedene Theorien vorzustellen.
Der logischer, aber technisch anspruchsvollere Weg:
Das gesamte mechanische Uhrwerk wird Teilchen für teilchen, «nach links gedreht» also praktisch auf dem Kopf designt und eingebaut. (wie so ein mechanisches Uhrwerk genau funktioniert kannst du hier nachlesen)
Klingt logisch, stelle ich mir aber sehr umständlich vor, da die Uhrmacher, die so eine Uhr zusammenbauen das schon seit Jahren und Jahrzenten identisch machen. Wenn es dann plötzlich heisst sie sollen jedes einzelne Teilchen exakt verkehrt montieren kann ich mir vorstellen, dass die ein oder anderen schon etwas ins schwitzen kommen.
Der komplexere aber am Ende simplere Weg:
Das Uhrwerk bleibt in diesem Fall genau so wie es bleibt, mit der kleinen Ergänzung eines Umkehrteilchens am Zeigerrädchen. Ja, ich bin mir bewusst, dass das kaum die richtigen Fachbegriffe sind, aber wenn ich von dir verstanden werde reicht mir das. Also, mit einer kleinen Vorrichtung aus einem oder zwei Zahnrädchen lässt sich die Pfeilrichtung umkehren. Jetzt muss dies nur noch für alle drei Zeiger so installiert werden.
Remember – Resümee
Auch hier, ich bin ein Fan. Allerdings nicht so überzogen wie bei der Crazy Hours.
Natürlich, es ist eine Franck Muller, es ist eine Sonderedition, usw. Was mich ein bisschen stört ist, dass eine sehr kleine Veränderung am, Achtung Wortspiel, «normalen Lauf der Zeit» die Preise so in die Höhe schiessen lässt. Ein kleines Modell ist ab 11’000 CHF erhältlich.
Abgesehen davon, superspannende Uhr.
Und ich glaube die verwirrten Blicke deiner Freunde und Bekannten wenn sie die Uhr das erste Mal sehen sind unbezahlbar.
Ist dein Uhrenwissen up to Date?
Hier ist unsere Liste mit Uhren, die du unbedingt kennen musst!
Wetten du wirst darauf eine Uhr finden, die du noch nie gesehen hast.
Secret Hours – Wann die Zeit vergeht ist meine Entscheidung!
Die Letzte im Trio der Zeitmanipulation macht, natürlich, auf den ersten Blick ganz einen normalen Eindruck.
Auf den zweiten muss Auffallen, dass die Uhr stehengeblieben sein muss, denn der Minuten- und der Stundenzeiger befinden sich auf der 12.
Und spätestens sobald einem auffällt, dass sie gar nicht stehen geblieben ist, weil sich der Sekundenzeiger ja bewegt, müssen einem einige Fragen in den Kopf schiessen.
Ich darf vorstellen: Die Secret Hours!
Um bei dieser Uhr die Zeit lesen zu können muss man einen Knopf, der sich neben der Neun, am Gehäuse befindet, drücken.
«Wer wäre nicht froh, die Zeit nur auf eigenen Wunsch vergehen lassen zu können?» mit diesen Worten stellte der Meister der Komplikationen seine Schöpfung im Jahr 2006 vor.
Daher kommt es, dass der Minuten- und der Stundenzeiger erst «auf Anfrage» die Zeit zeigen. Mit der Secret Hours nimmst du dir Kontrolle über die Zeit selbst in die Hand, du entscheidest wann du die Zeit enthüllst. Selbstverständlich habe ich dir auch ein Video von dieser Uhr in Action:
Die Technik
Auch hier ist die technische Lösung vielleicht einfacher als du denkst.
Aber zuerst: Spoilerwarnung!
Gleich hier findest du mein Resümee, wenn du den Zauber rund um diese Uhr nicht verlieren möchtest.
Also, irgendwie muss die Zeit ja, unabhängig von den Zeigern, weitergehen. Das tut sie auch, nur ist die Verbindung zwischen dem Uhrwerk und den Zeigern gekappt. In anderen Worten, das Uhrwerk läuft ganz normal, erkennt man ja auch am Sekundenzeiger. Aber sobald der Knopf gedrückt wird muss sich ein einzelnes Teilchen am Fusse der Zeiger gegen oben bewegen, um die Zeiger an die richtige Position springen zu lassen.
Bei diesem Teilchen handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine kleine Platte mit einer Kerbe auf einer Seite. Der Zeiger «fällt» bei Knopfdruck in diese Kerbe und zeigt die Zeit an. Sobald der Knopf losgelassen wird geht die Platte wieder nach unten und der Zeiger kehrt an seine ursprüngliche Position zurück.
Alle technischen Erklärungen, die ich in diesem Artikel verfasst habe basieren auf Spekulationen meinerseits.
Secret Hours – Resümee
Diese Uhr, genauer die Idee, die sie birgt, spricht mich sehr an. Die Fähigkeit die Zeit zu beeinflussen muss unglaublich sein. Zumindest die Vorstellung daran, was diese Uhr ja verspricht, ist bereits kaum vorstellbar.
Auch das schlichte daherkommen der Uhr sagt mir zu.
Ich hätte nicht über diese Uhr geschrieben, wenn ich nicht an Fan davon wäre. Franck Muller ist ein Genie der Uhrmacherkunst und ich bin gespannt, womit er in Zukunft noch die Uhrenwelt überraschen wird.
Stimmst du meiner Meinung zu? Oder habe ich etwas vergessen?
Über den Autor
Benno Büchler
Auf der Suche nach charmant abnormalen Uhren entwickelte sich mein jugendliches Interesse zu einer regelrechten Passion. Strebe ich danach die perfekte Kombination aus widernatürlich und hinreissend fürs Handgelenk zu finden.