Wieso gibt es Skelettuhren? Die Geschichte vom Retter der Schweizer Uhren
Die Geschichte der Skelettuhr beginnt bereits im 18. Jahrhundert.
Wie jedes andere Kult-Element in einem etablierten Markt gingen auch die skelettierten Uhren durch eine Entwicklung von Höhen und Tiefen.
Aber haben Skelettuhren tatsächlich die Schweizer Uhren gerettet? Und wann und wie konnte das passieren?
Ende der 1970er-Jahren waren alle Schweizer Uhrenmarken, die sich auf mechanische Luxusuhren spezialisierten, dem Untergang geweiht. Quarzuhren von hoher Qualität konnten plötzlich, billig, Fernost hergestellt werden und keiner wollte mehr viel Geld für eine teure Uhr ausgeben. Schweizer Uhrenmarken begannen damit neue, skelettierte, mechanische Uhren auf den Markt zu bringen. Die Tatsache, dass man das handgefertigte Innenleben seinen Freunden und Bekannten zeigen konnte, sorgte für einen Aufschwung des «Swiss Made» Brands.
Wie es dazu kommen konnte und den Resten der Geschichte der Skelettuhr zeige ich dir jetzt.
Die ersten Skelettuhren
Die Geschichte der Skelettuhren beginnt im Jahr 1750, als André Charles Caron seiner hochelitären Kundschaft sein Handwerk im Detail zeigen wollte. Dafür hat er kurzerhand bei seiner jüngsten Tischuhr das Zifferblatt weggelassen.
Diese einzigartigen Stücke verkauften sich rasend in Frankreich, Deutschland und Österreich. Sie mussten, damit das Uhrwerk nicht verstaubt und etwas kaputtgehen könnte, unter einer Glaskuppel verstaut werden.
Die erste Taschenuhr, die skelettiert wurde, war die Nr. 160 «Marie Antoinette», die 1783 bei Abraham Louis Breguet in Auftrag gegeben wurde. 44 Jahre wurde an diesem komplizierten Zeitmesser gebastelt. Als sie fertiggestellt wurde, war Marie Antoinette bereits für 34 Jahre tot und auch Herr Breguet verstarb vier Jahre vor der Fertigstellung.
Nach einem kurzen Wirbel ebbte der Trend allerdings bereits wieder ab und die Faszination für skelettierte Uhren versank für einige Jahre.
Zurück aus der Vergessenheit
Es dauerte fast 175 Jahre, bis die Skelettuhr von Audemars Piguet wieder zum Leben erweckt wurde. Genauer waren es die Söhne der Gründer, Paul-Louis Audemars und Paul-Edward Piguet, die es sich annahmen, Uhren zu skelettieren.
Nachdem sie Taschenuhren skelettierten, wagten sie sich auch an das Skelettieren von Armbanduhren. Was wesentlich anspruchsvoller ist, da die Uhr viel kleiner ist, als noch bei einer Taschenuhr.
Auch andere Uhrenhersteller widmeten sich der Herausforderung, allerdings war das Experimentieren mit verschiedenen Materialien für das Uhrwerk damals wesentlich spannender.
Ist dein Uhrenwissen up to Date?
Hier ist unsere Liste mit Uhren, die du unbedingt kennen musst!
Wetten du wirst darauf eine Uhr finden, die du noch nie gesehen hast.
Die Quarzkrise
Mitte des 20. Jahrhunderts werden fleissig Uhrwerke mit verschiedenen Materialien entwickelt, um herauszufinden, welches sich am besten für mechanische Luxusuhren lohnt. Der vermeintliche Star-Kandidat ist Quarz.
Quarzuhren sind wesentlich exakter als Automatikuhren. Sie verwenden einen Quarzkristall, der mithilfe von elektronischen Schaltkreisen in Schwingung versetzt wird. Diese Schwingungen werden dann ausgezählt und übersetzt, um die Uhr zu betreiben.
Diese neue Erfindung brachte einen riesigen Nachteil: Die Uhren liessen sich mit dem Quarzwerk billig in Fernost produzieren und der Brand «Swiss Made» verlor, rasend schnell an Wert.
Der Markt wurde mit bezahlbaren Modellen geflutet und die grossen Marken kämpften ums Überleben. Diverse etablierte Uhrfirmen in der Westschweiz mussten die Pforten für immer schliessen.
Es wurden, zuerst vereinzelt, dann immer häufiger neue, skelettierte Uhren auf den Markt gebracht, denn das war der grosse Vorteil gegenüber den asiatischen Konkurrenten. Die Traditionsfirmen besassen das Handwerk, ihre Uhren von Hand zu skelettieren. Dadurch erhielt die Schweizer Luxusuhr wieder an Wert, da man die Mechanik seinen Freunden und Bekannten präsentieren konnte.
Der Absatz war gerettet und bald begannen alle damit, ein, zwei Skelettuhren in ihr Sortiment aufzunehmen.
Wenn du noch mehr dazu wissen willst musst du unbedingt hier unseren Quarzkriese-Beitrag lesen.
Skelettuhren heutzutage
Nach dieser aufregenden Geschichte der Skelettuhren fragen wir uns natürlich, wie es heute um die durchschaubaren Kunststücke steht.
Mittlerweile findet sich bei jeder Marke einige skelettierte Produkte. Man ist bemüht, die dekorativsten Elemente der Mechanik, wie beispielsweise den Tourbillon, zum Vorschein kommen zu lassen. Auch, dass Uhren mit einem Glasboden versetzt werden, um einen Blick hinter die Kulissen zuzulassen, hat sich durchgesetzt.
Es gibt sogar schon Uhrenmarken, die es sich zum Markenzeichen gemacht haben, dass sie bei keiner ihrer Uhren ein Zifferblatt einbauen. Die Rede ist von Richard Mille.
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Fazit
Wenn du ein Zeitmesser möchtest, der eine Geschichte erzählt von Aufstieg und Fall, bei der er zum Schluss als Helden dasteht, dann benötigst du eine Skelettuhr. Sie ist ehrlich, künstlerisch ausgearbeitet und du hast jetzt definitiv genug darüber zu erzählen.
Ich empfehle dir eine Skelettuhr, wie auch viele andere, aus zweiter Hand zu kaufen. Jedoch musst du aufpassen, dass du alle Dokumente dazu erhältst, um die Echtheit beweisen zu können. Wenn du aus Nummer sichergehen möchtest, empfehle ich dir Watchfinder&Co.
Q&A
Seit wann werden Uhren Skelettiert?
Die erste Uhr wurde im Jahr 1750 Skelettiert, indem man einfach das Zifferblatt wegliess. Dadurch konnte man zum ersten mal einer Uhr bei der Arbeit zuschauen.
Wie haben Skelettuhren den Brand «Schweizer Uhren» gerettet?
Nachdem sich die Uhrenbranche mit den Quarzwerken beinahe selbst in Ruin gestürzt hatte waren es Skelettuhren, die die Qualität Schweizer Uhren unter beweis stellen konnten. Dadurch galten sie erneut als Kultobjekt, dass man, wenn man etwas auf sich hielt, besitzen musste.
Wer war der erste Uhrmacher, der eine Uhr skelettierte?
Herrn André Charles Caron war der erste Uhrmacher, der das Zifferblatt seiner Uhr wegliess und hat somit die Skelettuhr erfunden. Er wollte unbedingt seinen Kunden einen Einblick in seine Kunst gewähren.
Quelle Titelbild: Pexels | überarbeiteter Beitrag
Über den Autor
Benno Büchler
Auf der Suche nach charmant abnormalen Uhren entwickelte sich mein jugendliches Interesse zu einer regelrechten Passion. Strebe ich danach die perfekte Kombination aus widernatürlich und hinreissend fürs Handgelenk zu finden.