Grand Seiko High-Beat Uhrwerk nur eine Spielerei? – Funktionsweise einfach erklärt
Grand Seiko ist weltweit bekannt für seine hochwertigen Uhren und innovativen Uhrwerke. Eines dieser Uhrwerke ist das High-Beat-Uhrwerk, das im Schatten des Springdrive-Uhrwerks steht und daher oft übersehen wird.
Doch was genau macht das High-Beat-Uhrwerk von Grand Seiko aus?
Die Antwort verbirgt sich bereits im Namen: Das High-Beat-Uhrwerk weist eine im Gegensatz zu herkömmlichen Uhrwerken deutlich höhere Frequenz von 36.000 Halbschwingungen pro Stunde auf, was unter anderem zu mehr Präzision führt. Diese hohe Frequenz bringt jedoch auch einige Nachteile mit sich.
Mehr dazu später im Beitrag.
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Ist ein High-Beat-Uhrwerk genauer als ein normales Uhrwerk?
Ja, ein High-Beat-Uhrwerk ist grundsätzlich genauer als ein Uhrwerk mit einer niedrigeren Frequenz. Der Grund dafür ist, dass die Zeit in mehreren kleinen Abständen gemessen wird, wodurch das Uhrwerk frequenzstabiler wird. Somit kann es genauer eingestellt werden und bietet eine zuverlässigere Zeitanzeige.
Die verbesserte Feinjustierung ist aber nur ein Aspekt dieses mechanischen Schmuckstücks. Es gibt noch viele weitere Vorteile – wie auch einige wesentliche Nachteile, die du unbedingt beachten solltest. Im Folgenden geben wir einen kleinen Überblick über alles, was du zu High-Beat-Uhrwerken wissen musst.
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Schwungrate/Beatrate in mechanischen Uhrwerken
Um das High-Beat-Uhrwerk von Grand Seiko besser zu verstehen, müssen wir uns zuerst mit der Funktionsweise eines mechanischen Uhrwerks auseinandersetzten.
Wir erläutern hier kurz die Basics. Für eine detaillierte Beschreibung empfehlen wir unseren Beitrag über mechanische Uhrwerke.
So funktioniert ein mechanisches Uhrwerk
Gleich vorab: Die Erklärung klingt zunächst komplizierter, als sie ist. Zur besseren Visualisierung stellen wir außerdem ein Video zur Verfügung.
Am besten stellst du dir ein Uhrwerk als lange Kette von Zahnrädern und mechanischen Teilen vor.
Das Federhaus ist der erste Teil dieser Kette. Darin befindet sich eine gespannte Feder, die die Energie für das ganze Uhrwerk liefert. Direkt am Federhaus befindet sich eine Reihe von Zahnrädern, die mit der korrekten Übersetzung die Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger drehen.
Der wichtigste Teil der Uhr fehlt aber noch. Mit dem Federhaus allein würden sich die Zeiger nämlich einfach wild um die eigene Achse drehen, bis die Feder komplett entspannt ist. Die Energie aus der Feder muss kontrolliert und in den richtigen Zeitabständen gelöst werden. Die Lösung, um das Entspannen der Feder zu bremsen: ein Ankerwerk mit Schwungrad.
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Das Ankerwerk besteht aus folgenden Teilen:
Dem Ankerrad (engl. „escape wheel“), das direkt mit dem Räderwerk der restlichen Uhr verbunden ist.
Dem Anker (engl. „pallet fork“), der das Ankerrad blockiert und öffnet. Der Anker sorgt also für die schrittweise Entspannung der Hauptfeder im Uhrwerk.
Der Unruh (engl. „balance wheel“), die mit einer Feder versehen ist und hin und her schwingt. Die Zeit, die sie für eine „Schwingung“ braucht, ist immer gleich. Dabei wird die entsprechende Zeit gemessen und diese Information an das restliche Räderwerk weitergegeben.
Diese und viele weitere Fachbegriffe rund ums Thema Uhren erklären wir auf unserem Beitrag: „Lexikon der Uhrenbranche„.
Um das High-Beat-Uhrwerk von Grand Seiko wirklich zu verstehen, müssen wir allerdings noch etwas genauer ins Detail des Ankerwerks gehen. Denn im Ankerwerk liegt der Unterschied zwischen einem High-Beat-Uhrwerk und einem „normalen Uhrwerk“.
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Ankerwerk und Halbschwingung – was passiert da genau?
Das Ankerwerk hat 2 Aufgaben. Die erste ist das Sperren und Entsperren des Räderwerks, was die Zeiger auf dem Ziffernblatt dreht. Die zweite ist das Erhalten eines Impulses, den das Ankerwerk auf das Schwungrad beziehungsweise die Unruh überträgt, was zu einer erneuten Schwingung der Unruh führt.
Die Unruh schwingt in regelmäßigen Abständen hin und her; diese Bewegung misst – vergleichbar dem Pendel einer Pendeluhr – die Zeit. Jede Schwingung wird dabei in 2 Halbschwingungen unterteilt (eine Halbschwingung nach links, eine nach rechts).
Über einen Stift, der an der Unruh befestigt ist, wird dem Anker bei jeder Halbschwingung ein Impuls gegeben, was dazu führt, dass er hin- und her kippt und somit das Ankerrad um einen Zahn löst und es gleich wieder sperrt. Die Unruh schwingt daraufhin zurück und das Ganze wiederholt sich.
„Mit jeder Halbschwingung der Unruh wird der Anker geöffnet, wodurch sich das Räderwerk ein wenig dreht.“
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Für eine noch detailliertere Beschreibung, sieh dir unseren Beitrag über das mechanische Uhrwerk an.
Was ist eine Schwungrate/Beatrate?
Der Begriff „Schwungrate“ beziehungsweise „Beatrate“ beschreibt lediglich die die Anzahl der Halbschwingungen pro Stunde, die eine Unruh macht.
Moderne mechanische Uhrwerke haben eine Schwungrate von 21.600 (3 Hz) oder 28.800 (4 Hz) Halbschwingungen pro Stunde.
21.600 Halbschwingungen pro Stunde ergeben 6 Halbschwingungen respektive 3 ganze Schwingungen pro Sekunde. Bei einer Frequenz von 28.800 pro Stunde sind das 8 Halbschwingungen respektive 4 ganze Schwingungen pro Sekunde und bei einer Frequenz von 36.000 Halbschwingungen pro Stunde natürlich 10 Halbschwingungen respektive 5 ganze Schwingungen.
Deshalb spricht man in Bezug auf Uhrwerke mit solchen Schwungraten auch von 3-, 4- oder 5-Herz-Uhrwerken.
Übrigens kann man an den Zeigern ablesen, wie hoch die Schwungrate einer Uhr ist. Mehr dazu aber später.
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Probleme bei erhöhter Schwungrate/Beatrate
Wie wir bereits angedeutet haben, ergeben sich aufgrund der erhöhten Frequenz auch einige Probleme.
Erstens hat ein Uhrwerk mit einer hohen Beatrate einen wesentlich höheren Energieverbrauch als ein Uhrwerk mit einer niedrigen Beatrate. Der erhöhte Energieverbrauch wirkt sich dabei besonders auf die Gangreserve aus, weshalb man sich bei den meisten High-Beat-Uhren mit einer Gangreserve von 50 Stunden begnügen muss.
Früher war die Frequenz von Uhren generell niedriger, denn es musste ein Kompromiss zwischen Frequenzhöhe und Gangreserve gefunden werden. Lange lag dieser Kompromiss bei ca. 21.600 Halbschwingungen pro Stunde. Dank Fortschritten in der Uhrwerksfertigung ist eine Frequenz von 28.000 Halbschwingungen pro Stunde mittlerweile besonders bei Luxusuhren Standard.
Eine weitere Folge der erhöhten Frequenz ist ein schnellerer Verschleiß der mechanischen Teile. Dabei gilt die Faustregel: Je höher die Frequenz eines Uhrwerkes ist, desto öfter solltest du mit Wartungen und Reparaturen rechnen. Der Grund dafür ist einfach, dass sich das Schmiermittel schneller abnutzt.
Als weiteren Nachteil könnte man noch den hohen Preis nennen. Da die Preise verschiedener Marken aber kaum zu vergleichen sind und Grand Seiko generell einen eher günstigen Anbieter in diesem Segment darstellt, ist der Preis aus unserer Sicht kein Nachteil.
Übrigens hat es Grand Seiko geschafft, ein Uhrwerk ohne die oben erwähnten Nachteile zu kreieren: das 9SA5. Mehr darüber erfährst du in unserem ausführlichen Beitrag über das 9SA5.
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Vorteile von High-Beat-Uhrwerken
Die erhöhte Genauigkeit im Ruhezustand ist nur ein Vorteil von High-Beat-Uhrwerken, den wir aber gleich etwas relativieren müssen. Denn damit ein Uhrwerk genau läuft, müssen unzählige Faktoren stimmen. Die Schwungrate ist nur ein kleiner Teilaspekt; viel wichtiger ist die Konstanz der Unruhschwingung. So können es in puncto Präzision meist auch Uhren mit etwas niedrigerer Frequenz mit High-Beat-Uhrwerken aufnehmen. Auf dem Papier könnte man also meinen, dass die erhöhte Frequenz kaum einen Gewinn an Präzision bedeutet.
Wie bereits erwähnt haben High-Beat-Uhrwerke allerdings noch viele weitere Vorteile, die ihnen im täglichen Gebrauch einen Genauigkeitsvorsprung bieten.
Mit der bedeutendste: Die High-Beat-Uhrwerke von Grand Seiko sind wesentlich stoßsicherer als gewöhnliche Uhrwerke. Dies ist enorm wichtig für ihre Alltagstauglichkeit, denn eine Armbanduhr erhält immer wieder Stöße, die das Uhrwerk beeinträchtigen. Wenn sich die Schwungrate nach jedem Stoß schneller normalisiert, wirkt sich das natürlich positiv auf die Genauigkeit der Uhr aus.
Auch ihre Robustheit trägt also dazu bei, dass High-Beat-Uhrwerke frequenzstabiler und somit genauer sind.
Ein letzter Vorteil, der besonders für Liebhaber ein Argument ist, stellt der „flüssige“ Sekundenzeiger dar.
Bei einem High-Beat-Uhrwerk mit 5 Hz wird das Räderwerk 10 Mal pro Sekunde geöffnet. Das heißt, der Sekundenzeiger bewegt sich jede Sekunde in 10 kleinen Schritten, was zu einer nahezu flüssigen Bewegung führt.
Auch wenn der Zeiger nicht ganz so flüssig wie bei einem Springdrive-Uhrwerk läuft, sieht man kaum, dass er in kleinen Abschnitten tickt.
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Auflistung der Vor- und Nachteile:
+ Erhöhte Genauigkeit
+ Frequenzstabiler durch Schutz vor Erschütterungen
+ Flüssiger Sekundenzeiger
– Serviceintensiv
– Geringere Gangreserve
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Diese High-Beat-Uhrwerke von Grand Seiko gibt es
9S85
Das erste High-Beat-Uhrwerk von Grand Seiko war das 9S85. Auch wenn Grand Seiko zu Beginn sicherlich von der Erfahrung des Mutterkonzerns Seiko profitierte, ist das 9S85 ein echtes Manufakturwerk.
Mit einer Gangreserve von 55 Stunden und einer Genauigkeit von + 5 bis – 3 Sekunden pro Tag handelt es sich bei dem 9S85 um ein solides Debüt.
Man findet dieses Uhrwerk vorwiegend in der Heritage-Kollektion.
9S86
Das 9S86 basiert auf dem 9S85, verfügt aber zusätzlich über eine GMT-Funktion. Konkret bedeutet das, dass dieses Uhrwerk einen weiteren Stundenzeiger hat, der in 24 Stunden eine Umdrehung macht, um die Uhrzeit einer anderen Zeitzone anzuzeigen.
Auch das 9S86 hat eine Gangreserve von 55 Stunden und eine Genauigkeit von + 5 bis – 3 Sekunden pro Tag.
Selbstverständlich ist dieses Uhrwerk in Grand Seikos GMT-Uhren verbaut, besonders in den GMT-Uhren der Elegance-Kollektion.
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9SA5
Das 9SA5 ist das wohl spannendste Modell unter den High-Beat-Uhrwerken von Grand Seiko.
Im ausführlichen Blog über das 9SA5, haben wir dir erklärt weshalb es so Besonders ist.
Nach eigener Aussage von Grand Seiko ist es das beste Uhrwerk, das die Firma je produziert hat.
Das Dual Impuls Escapement, das im 9SA5 erstmals verbaut wurde, ist neben dem Co-Axial Escapement von Omega seit Jahrzehnten eine der größten Innovationen im Bereich mechanischer Uhrwerke.
In Kombination mit einigen weiteren Verbesserungen bringt es das 9SA5 trotz der hohen Frequenz von 36.000 Halbschwingungen pro Stunde auf eine hervorragende Gangreserve von 80 Stunden, was einmalig ist.
Wenn du gerne mehr über dieses bahnbrechende Uhrwerk wissen willst, lies dir unbedingt unseren ausführlichen Beitrag über das 9SA5 durch.
Verbaut ist dieses Uhrwerk in den neuen Uhren aus der Heritage-Kollektion. Darunter soll besonders die SGBH002 hervorgehoben werden, eine limitierte Auflage zur Feier des 60-jährigen Jubiläums von Grand Seiko.
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Fazit
Ist das High-Beat-Uhrwerk von Grand Seiko nur eine Spielerei oder hat es seine Daseinsberechtigung als ernstzunehmende Sparte im Portfolio der Firma?
Für Uhrenfans sind High-Beat-Uhrwerke durchaus spannend, besonders wenn man ein Faible für die Technik dahinter hat. Wenn du dich also für Uhrwerke und ihre faszinierenden Details interessierst, ist das 9SA5 durchaus einen zweiten Blick wert.
Als Laie, der sich kaum für Uhrwerke interessiert, wirst du den Unterschied eher nicht merken. In diesem Fall empfehlen wir eine Uhr mit Springdrive-Uhrwerk oder gar einem Quarzuhrwerk.
Quelle Titelbild: Grand Seiko
Über den Autor
Maio Rosatzin
Meine Leidenschaft begann mit einer Breitling Premier B01. Seitdem teile ich hier auf meinem Blog meine Faszination für die Uhrmacherkunst. Lass uns gemeinsam in diese faszinierende Welt eintauchen!