Was ist die komplizierteste Taschenuhr der Welt? – Die „Marie Antoinette“ von Breguet

Die komplizierteste Skelettuhr der Geschichte. als Geschenk für Marie Antoinette von Herrn Berguet geffertigt.

Marie Antoinette, geboren als Erzherzogin von Österreich, gestorben, an der Guillotine, als Königin von Frankreich und eine der berühmtesten Frauen des 18. Jahrhunderts.

Sie ist ausserdem die Namensgeberin, für eine der historisch spannendsten Uhren:

Breguet’s Grande Complication No.160, genannt «Marie Antoinette».

Der faszinierende Zeitmesser ist fast 200 Jahre alt und seine Geschichte liest sich wie das Drehbuch einer Netflix Serie.
Aber alles der Reihe nach.

Was ist die komplizierteste Taschenuhr der Welt?

Die Grande Complication von Breguet, besser bekannt unter dem Namen «Marie Antoinette», ist eine Taschenuhr, designt und gebaut vom Schweizer Uhrmacher Abraham Louis Breguet. Sie wurde 1783 in Auftrag gegeben und 44 Jahre später fertiggestellt. Die skelettierte Uhr übertraf alles, was bisher gebaut wurde und ging als die komplexeste Uhr ihrer Zeit in die Geschichte ein.



Marie Antoinette

Über das Leben von Marie Antoinette, gebürtige Maria Antonia Josepha Johanna, wurden bereits unzählige Artikel und Bücher geschrieben. Ich fasse dir deshalb das Wichtigste kurz zusammen.

Geboren als das 15. Kind der Kaisers-Familie von Österreich, wuchs sie in einem äusserst strengen Elternhaus auf.

Mit 15 Jahren wurde sie mit dem Thronfolger des Königs von Frankreich, Louis Auguste, verheiratet. Im Zuge dessen wurde Maria Antonia zu Marie Antoinette umbenannt.

Als im Jahr 1774 ihr Ehemann zum König und sie, logischerweise, zur Königin wurde, verlor sie jeglichen Bezug zum Geld. Während das französische Volk leiden musste, gab sie es mit beiden Händen für protzigen, unnötigen Kram aus. Die einfachen Franzosen konnten sie deshalb nicht leiden.

In der Französischen Revolution lehnte sich dann das Volk gegen die Regierung auf und 1793 wurde König Ludwig XVI., weil es sich dagegen aussprach, öffentlich hingerichtet. Nur neun Monate später klagte das Volk Marie Antoinette des Hochverrats an und richtet sie am 16. Oktober 1793 durch die Guillotine.

(Quelle: Geolino)


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Der Bau

Obwohl Marie Antoinette verheiratet war, so hatte sie dennoch einige Verehrer.

Einer davon, man munkelt, war der schwedische Graf Hans Axel von Fersen. Er wollte der Königin ein ganz spezielles Geschenk überreichen; eine Uhr, die so komplex, speziell und faszinierend ist, wie keine Zweite.

So erhielt Abraham Louis Breguet im Jahr 1783 den Auftrag, diesen «Heiligen Gral der Uhrmacherei» zu kreieren. Ihm wurde dabei weder finanzielle noch zeitliche Grenzen gesetzt.

Der Bau dieses Zeitmessers dauerte sage und schreibe 44 Jahre!

Grund dafür war unter Anderem, dass Herr Breguet während des Baus, kurz bevor Marie Antoinette hingerichtet wurde, für 2 Jahre in die Schweiz flüchten musste. Er hätte, als guter Freund des Königshauses ebenfalls vom Volk hingerichtet werden sollen, wurde allerdings früh genug von einem Bekannten gewarnt.

Als die Uhr dann im Jahr 1827 fertiggestellt wurde, war die Königin bereits für 34 Jahre tot. Auch der Uhrmacher Abraham Louis Breguet durfte diesen Tag nicht mehr erleben, da er 4 Jahre zuvor verstarb. Der Feinschliff wurde von seinem ältesten Sohn Antoine-Louis Breguet zu Ende gebracht.



Die Uhr

Die Marie Antoinette Nr.160 birgt eine Vielzahl von Komplikationen, die zu der Zeit zwar bekannt waren, allerdings noch nie alle zusammen in einer Uhr eingebaut wurden.

Sie beinhaltet:

  • Ewiger Kalender mit einer Anzeige für:
    • Wochentag
    • Datum
    • Monat
  • Zeitgleichung (zeigt die Differenz der tatsächlichen Zeit und der einer Sonnenuhr)
  • Schlagwerk mit einer Wiederholung von
    • Minuten
    • Vierteln
    • Stunden
  • Unabhängiger Sekundenzeiger
  • Sprungstundenanzeige
  • Gangreserveanzeige
  • Thermometer

Ausserdem ist sie automatisch, das heisst ein Gewicht auf der Rückseite, dass sich mit der Bewegung der Uhr dreht, lädt die Uhr auf. Weiter wurde sie mit Breguets Erfindung, einer Stosssicherung, «Pare-Chute» ausgestattet.

Der Verehrer, der die Taschenuhr bestellt hatte, legte Wert darauf, dass ausschliesslich die wertvollsten Materialien verwendet wurden. So besteht die Hülle aus Gold und das Zifferblatt ist transparent. Um die Reibung der Zahnräder zu mindern, verwendete Breguet Saphirsteine.

Die Taschenuhr hat einen Durchmesser von 63 mm und die Produktion soll zwischen 17’000 und 30’000 Gold-Franken gekostet haben.



Der Handel

Nach der Fertigstellung sollte allerdings die ereignisreiche Geschichte der «Marie Antoinette» No.160 erst beginnen.

Der Erstverkauf der Uhr wurde leider nicht aufgezeichnet, allerdings brachte sie ein gewisser Marquis de la Groye im Jahr 1838 zur Instandhaltung ins Uhrengeschäft, der sie dann nie wieder abholte.

In den nächsten 130 Jahren wurde die Uhr immer wieder von Sammlern gekauft und an andere Sammler weiterverkauft, bis sie schliesslich in den Händen von Sir David Lionel Salomons, beziehungsweise dessen Tochter Vera landet. Herr Salomons hatte eine beachtliche Uhrensammlung mit einigen Stücken aus dem Hause Breguet.

An diesem Punkt der Geschichte gibt es zwei verschiedene Versionen, die letztlich am selben Ort münden.

Entweder wurde die Uhr, mitsamt einem grossen Teil der Sammlung, von Salomon selbst verschenkt und zwar an das L.A. Mayer Museum for Islamic Art.

Oder Vera Salomon erbt die Kollektion nach dem Tod ihres Vaters. Vera ist sehr gut befreundet mit einem Professor der Hebräischen Universität in Jerusalem, der sich sehr für islamische Kunst interessiert. Vera spendet im Jahr 1974 die Uhrensammlung ihres Vaters an das neu gegründete L.A. Mayer Museum for Islamic Art, zu Ehren und in Erinnerung an ihren engen Freund, den Professor.

Mit einem geschätzten Wert von 30 Millionen Dollar liess sich die einzigartige «Marie Antoinette» No.160 dann für einige Jahre im Museum begutachten. Bis zu einem Einbruch in das Museum am 15. April 1983, durch einen unbekannten Dieb.

Dieser Diebstahl sollte als das teuerste Verbrechen überhaupt, in die Geschichte Israels eingehen, denn es wurden, neben der «Marie Antoinette» No.160 auch 105 weitere Stücke gestohlen.

Der Fall wurde nicht aufgeklärt, bis schliesslich im November 2008, nach 25 Jahren, die Witwe des Diebes, über einen Juwelier, auf das Museum zuging, um einen Deal auszumachen, die Stücke zurück zu verkaufen. Ihr Ehemann habe ihr den Diebstahl auf dem Sterbebett gebeichtet.

Seit da lässt sich die Taschenuhr wieder im L.A. Mayer Museum of Islamic Art bewundern.


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Die NO. 1160

Im Jahr 1999 kaufte die Swatch-Gruppe die Uhrenmarke Breguet auf. Fünf Jahre nach dem Einbruch, als die Uhr noch immer nicht wieder aufgetaucht war, entschied sich Nicolas G. Hayek, Gründer und Chef der Swatch-Gruppe, eine originalgetreue Replika der verschollenen «Marie Antoinette» No.160 zu kreieren. Die Grande Complication No. 1160 feierte ihr Debüt auf der Baselworld im Jahr 2008.

Als kleines zusätzliches Detail und um zu beweisen, dass sie mit dieser Uhr die Extrameile gehen wollen, liess Herr Hayek die Replika in einer Holzkiste präsentieren. Allerdings handelte es sich hierbei natürlich nicht um normales Holz. Das Holz stammt von einem Eichenbaum, der als der Lieblingsbaum der Königin Marie Antoinette galt.

Fazit

Die «Marie Antoinette» No.160 ist in meinen Augen eine der, wenn nicht die spannendste Uhr der Welt. Sie war ihrer Zeit Jahrhunderte voraus und setzte die Messlatte für die Haute Horlogerie bereits Jahre bevor die Haute Horlogerie überhaupt gegründet war und sie begründet das unfassbare Können von Abraham Louis Breguet wie das keine andere Uhr für ihren Schöpfer kann.

Wenn du eine Uhr kennst, die geschichtsträchtiger, faszinierender und spannender ist als die «Marie Antoinette» No.160, lass es mich wissen in den Kommentaren unter diesem Artikel.

Quelle Titelbild: Breguet | überarbeiteter Beitrag


Über den Autor

Der Autor und Mitgründer von Gentleman-Watches Benno Büchler

Benno Büchler

Auf der Suche nach charmant abnormalen Uhren entwickelte sich mein jugendliches Interesse zu einer regelrechten Passion. Strebe ich danach die perfekte Kombination aus widernatürlich und hinreissend fürs Handgelenk zu finden.


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