Was ist ein Tourbillon? Weshalb es in deiner Armbanduhr völlig unnötig ist.
Das Tourbillon, zu Deutsch der Wirbelwind.
Ist es einfach eine teure Spielerei oder ein Element der Haute Horlogerie, dass deine Uhr unbedingt benötigt?
Wie kam es dazu, dass sich die talentiertesten Uhrmacher unserer Zeit ein Rennen liefern, darum, wer das kreativste und genauste Tourbillon in seine Uhr einbauen kann?
Und vor allem; was ist ein Tourbillon?
Das Tourbillon ist eine Vorrichtung bei einer Uhr, die die Ganggenauigkeit verbessern und stabilisieren soll. Aufgebaut wie eine Art Käfig beheimatet das Tourbillon die Unruh und dreht sie, gekoppelt mit dem Sekundenzeiger, gleichmässig um die eigene Achse. Dadurch ist die Unruh nie zu lange in derselben Position und somit kann die Schwerkraft keinen negativen Einfluss darauf haben.
Geschichte
Erfunden wurde das Tourbillon, wie so viele revolutionäre Innovationen der Uhrenwelt, von Abraham Louis Breguet.
Herr Breguet hatte ein Problem erkannt bei der damals sehr beliebten und weitverbreiteten Taschenuhr. Nämlich wurde sie in der Regel in der Westentasche getragen und stand somit die meiste Zeit aufrecht. Dadurch hatte die Schwerkraft einen grossen Einfluss, speziell auf die Unruh, welche der mechanischen Uhr den Takt angibt.
Durch die Erfindung des Tourbillon konnte dieses Problem ausgehebelt werden, indem sich die bewegende Unruh nie für eine längere Zeit in derselben Position befand.
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Funktion
Um verstehen zu können, wie ein Tourbillon funktioniert, müssen wir zuerst kurz aufzeigen, wie man sich einen Tourbillon vorstellen kann.
Die gesamte Unruh wird also, mitsamt dem Ankerwerk, in einem Käfig verstaut. Sie kann ihre Arbeit natürlich, nach wie vor so ausrichten wie gewohnt, bis auf den feinen Unterschied, dass dieser Käfig beweglich ist und um die eigene Achse gedreht wird.
Du ahnst es bereits, dieser Käfig ist das, was wir Tourbillon nennen.
Um diese Bewegung zu gewährleisten, wird es in der Regel am Sekundenrad montiert, sodass es sich konstant drehen kann. Da das Ankerwerk auch durch das Sekundenrad bewegt wird, eignet es sich perfekt.
Bis heute kann diese Konstruktion nur von fachkundigen Spezialisten montiert werden. Nicht nur besteht die allein der Käfig aus über 80 Komponenten, er ist auch insgesamt nicht schwerer als ein halbes Gramm.
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Arten des Tourbillon
Wie zu erwarten war, bleibt es natürlich nicht bei dieser simplen Komplikation. Denn, wenn Uhrmacher ihr Können unter Beweis stellen dürfen, ist ein innovativer Konkurrenzkampf vorprogrammiert.
Einige Variationen, die es zu kennen lohnt, sind:
Das fliegende Tourbillon
In den Augen von Uhrmachermeister Alfred Helwig war das Breguet Tourbillon, so faszinierend und bahnbrechend es auch ist, noch nicht perfekt.
Herr Helwig nahm sich die Verbesserung der alten Mechanik zum Ziel und präsentierte nach drei Jahren Tüftelei sein fliegendes Tourbillon.
Während nämlich Breguets Tourbillon oben und unten mit Brücken fixiert wurde, gelang es dem Preussen ein Tourbillon zu erschaffen, welches nur unten befestigt werden musste und somit mehr Einblick in die faszinierende Mechanik ermöglichte.
Das Gyrotourbillon
Eine sehr junge Entwicklung im Bereich des Tourbillon stammt aus dem Hause Jaeger-LeCoultre. Im Jahr 2004 stellt die renommierte Uhrenmarke aus dem Waadtland in der Schweiz ihren Gyrotourbillon vor.
Das erste Tourbillon in einer Armbanduhr, das sich dreidimensional dreht. Dur die dritte Dimension erhöht sich erneut die Genauigkeit und die Unabhängigkeit der Schwerkraft.
Thomas Prescher
Wenn du dich jetzt fragst, Thomas prescher? Das ist doch ein ganz normaler Name und keine Version des Tourbillons? Dann gebe ich dir absolut recht und du hast dir einen Keks verdient 😊
Thomas Prescher ist ein Uhrmacher aus der Schweiz, der für sich das Tourbillon revolutioniert hat. Nämlich ist es ihm gelungen ein Tourbillon mit einer Achse, zwei Achsen und zu guter Letzt drei Achsen zu bauen. Was bis dato als unmöglich galt.
Ein Tourbillon mit drei Achsen heisst, dass sich das Tourbillon, während es sich innerhalb einer Minute um zwei Achsen dreht, gleichzeitig in einer Stunde um eine dritte Achse bewegt.
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Haute Horlogerie
Die Gastronomie hat die Haute Cuisine, in der Mode ist es die Haute Couture und in der Welt der Luxusuhren nennt es sich die Haute Horlogerie.
Um die Haute Horlogerie und die Verbindung mit Tourbillons zu verstehen, lohnt es sich anzusehen, wie das Siegel Haute Horlogerie entstand.
Das Siegel entstand in der Zeit der Quarzkrise, als Produzenten mechanischer Luxusuhren um ihre Existenz kämpfen mussten, da der Markt mit hochwertigen, günstigen Quarzuhren geflutet wurde. Die Haute Horlogerie sollte unterscheiden zwischen traditionellen Mechanikuhren und neuartigen Modellen mit Quarzantrieb.
Eine klare Definition, was eine Uhr beinhalten muss, um sich zur Haute Horlogerie Uhr zu qualifizieren, existiert leider nicht, allerdings kann man sagen, dass diese Uhren ganz allgemein viele, möglichst komplizierte Mechanismen und Komplikationen beinhalten.
Diejenigen, die am häufigsten eingebaut werden, sind Chronografen, Kalender, Gangreserven oder weitere Zeitzonen. Das Tourbillon zählt, streng genommen, nicht zu den Komplikationen, wird allerdings sehr gerne hinzugefügt, da es durch das skurrile Aussehen und die komplexe Konstruktion das Können der Uhrmacher beweist.
Wenn dich das Thema interessiert musst du unbedingt unseren Artikel „Was ist die Haute Horlogerie“ lesen.
Fazit
Das Tourbillon ist bei einer Armbanduhr relativ unnötig.
Befestigt am Handgelenk ist die Uhr konstant in Bewegung und auch eine fest installierte Unruh ist von der Schwerkraft ziemlich unabhängig …
Nichtsdestotrotz ist das Tourbillon ein fantastisches Ad-On, dass ich unbedingt bei meiner nächsten Uhr dabei haben möchte. Es beweist die Expertise der Uhrmacher und zieht die Aufmerksamkeit direkt auf sich.
Wir haben als Bespiel zwei fantastische Uhren mit Tourbillon gegenübergestellt.
Quelle Titelbild: Omega | überarbeiteter Beitrag
Über den Autor
Benno Büchler
Auf der Suche nach charmant abnormalen Uhren entwickelte sich mein jugendliches Interesse zu einer regelrechten Passion. Strebe ich danach die perfekte Kombination aus widernatürlich und hinreissend fürs Handgelenk zu finden.